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Gewisse Aussagen kennzeichnen einen Extremisten

Einige Gruppen sind besser als andere“. „Wir sollten nicht universelle Gleichheit anstreben.“ „Man sollte einigen Gruppen ihren Platz zuweisen.“ Wer diesen Aussagen zustimmt, tendiert laut Philipp Hübl zur Menschenfeindlichkeit. Zum Kontrast: „Unser Land braucht nicht noch mehr Freiheiten, sondern mehr Recht und Ordnung.“ „Gehorsam und Respekt sind die wichtigsten Werte, die ein Kind lernen sollte.“ Oder: „Wir brauchen einen starken Anführer, der das tut, was zu tun ist.“ Wer diese Aussagen für richtig hält, tendiert zum Autoritarismus. Philipp Hübl stellt fest: „Und wer all diese Aussagen mit Nachdruck bejaht, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit rassistisch, sexistisch und intolerant, also rechtsradikal oder ein anderer Extremist.“ Philipp Hübl ist Philosoph und Autor des Bestsellers „Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie“ (2012).

Für Autoritäre ist die Welt bedrohlich

Autoritäre wenden sich nicht unbedingt gegen Außengruppen. Sondern sie haben eher Angst um ihren Status in der Hierarchie der eigenen Gruppe. Sie teilen die Welt in „Oben“ und „Unten“ ein. Deshalb gehen sie mit Abweichlern von der Gruppe hart ins Gericht. Menschenfeinde hingegen sondern die Welt in Innengruppe und Außengruppe. Sie sehen den eigenen Stamm als besonders homogen an. Deshalb wollen sie mit Leuten aus fremden Gruppen nichts zu tun haben, selbst wenn sie im selben Haus wohnen.

Der neuseeländische Psychologe John Duckitt hat erforscht, wie Merkmale der Persönlichkeit und der Erziehung das extremistische Denken prägen. Wie Philipp Hübl vermutet, wurden Autoritäre streng erzogen mit der Vorstellung, dass die Welt bedrohlich ist, und dem Ziel, dass die gehorchen.“ Menschenfeinde hingegen wurden gefühllos erzogen. Und das mit der Vorstellung, dass die Welt ein Kampf um Macht und Anerkennung ist, und dem Ziel, dass sie sich abhärten.

Jedes Kind kann ein Menschenfeind werden

Beide Erziehungsstile sind unabhängig voneinander, verschmelzen aber oft zu einem. Unter den eher autoritär Erzogenen ist das Geschlechterverhältnis übrigens ungefähr ausgeglichen. Dagegen finden sich unter den Menschenfeinden deutlich mehr Männer. Philipp Hübl weiß: „Gene und Erziehung tragen etwa zu gleichen Teilen zum Charakter und zur Ideologie bei.“ Mit der falschen Erziehung kann man aus fast jedem Kind einen autoritären Menschenfeind machen!

Und das passiert umso nachhaltiger, je schwächer bei den Kindern die Merkmale Offenheit und Mitgefühl ausgeprägt sind. Es geht auch dann leichter, wenn die Kinder in einer Kultur aufwachsen, in der eine Ideologie religiöser oder ethischer Überlegenheit vorherrscht. Schon starke Ungleichheit prägt indirekt das Verhalten von Kindern. Sie mobben beispielsweise ihre Mitschüler umso mehr, je größer die soziale Ungleichheit in ihrem Land ist. Der von den Eltern vorgelebte Kampf um Anerkennung und Status färbt offenbar auf das Verhalten der Kinder ab. Quelle: „Die aufgeregte Gesellschaft“ von Philipp Hübl

Von Hans Klumbies

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